“Ich schäme mich für die zweite Hälfte”

15. May 2017

Es macht immer mehr Spaß zu gewinnen, als zu verlieren. Und manchmal sind die Freude beziehungsweise der Groll noch ein wenig größer. So auch im Landesliga-Derby zwischen der TSG Calbe und dem SV Förderstedt (2:3).

Während die Gäste aus Förderstedt auf eine kleine Erfolgswelle aufgestiegen sind, kommt die Heger-Elf aus ihrer Unglückssträhne nicht heraus und wird immer tiefer in einen Strudel aus Pleiten hinab gezogen. Einen 3:2 (1:2)-Erfolg verbuchte der SVF. Und damit den zweiten Sieg in Folge. Vier Punkte sind es jetzt nur noch, die die Förderstedter brauchen, um aus dem Abstiegskampf sicher raus zu sein. Vier Spiele haben sie dafür noch Zeit. Und Calbe? Calbe ist nach der zweiten Derby-Niederlage in sieben Tagen auf den fünften Platz abgerutscht. Calbe, dessen neu ausgesprochene Zielstellung es war, nicht auch noch den zweiten Tabellenrang zu verlieren. „Mir ist unklar, wie man eine Hinrunde, wie wir sie gezeigt haben, so aus den Händen geben kann.“ TSG-Trainer Marko Fiedler ist richtig sauer über seine Schützlinge: „Sie machen Fehler, die wir Woche für Woche ansprechen. Aber es ändert sich einfach nichts.“

Ungebremst hingegen die Begeisterung auf Seiten der Gäste, nachdem Marcus Bolze das dritte Tor und damit auch den neuerlichen Führungstreffer und Endstand (3:2, 80.) erzielte. Das Team rannte zusammen, bildete eine Jubeltraube, Bolze entledigte sich seines T-Shirts – kassierte dafür Gelb – und Necirvan Isa schickte eine grobe Beleidigung Richtung Calbenser Bank – sah Rot und musste vom Platz. Förderstedter Glückseligkeit? „Das war alles aus den Emotionen heraus. Wir führen nicht oft“, betonte SVF-Coach Enrico Tietzel mit Blick auf Isas Verhalten.

Obwohl die Platzherren die letzten Minuten in Überzahl agierten, war davon nichts zu sehen. „Selbst dann ist uns nichts mehr eingefallen“, haderte Fiedler, „Ich schäme mich für die zweite Halbzeit“. Was in der ersten Hälfte noch gut begann, wurde nicht weitergeführt. Auch in der ersten Halbzeit war es Bolze, der den ersten Treffer erzielte (18.). Doch die Saalestädter fingen sich. Nach Freistoß von Matthias Buszkowiak köpfte Florian Schmidt zum 1:1-Ausgleich ein (32.). Nach Foul von Maik Teutloff an Lucas Dübecke im Förderstedter Strafraum, erhöhte Dübecke zur 2:1-Führung (45.) durch Elfmeter für die Heimmannschaft. „Die Tore für Calbe sind durch Standards gefallen“, fasste Tietzel anschließend zusammen. „Spielerisch ist nicht viel passiert. Wir haben in der Defensive gut gestanden. Und waren nach vorne brandgefährlich.“ Das bestätigte auch Fiedler: „Förderstedt hat das clever gemacht. Die Spieler waren zielstrebig, sie hatten den Zug zum Tor.“ Der Ausgleich für die Gäste zehn Minuten nach Wiederanpfiff resultierte allerdings auch aus einem Standard. Diesmal foulte der Calbenser Sebastian Zapke Devis Drici im Sechzehner des SVF – Necirvan Isa verwandelte den Strafstoß. TSG-Keeper Benjamin Richter war zwar mit den Fingerspitzen am Ball, hatte aber keine Chance. Der Rest ist Geschichte.

Fiedler fallen etliche Gründe ein, warum sich sein Team selbst im Weg stand. „Es gibt überhaupt keine Kommunikation miteinander. Dafür sprechen sie übereinander“, so ein Fehler der Akteure. Oder: „Es waren Spieler dabei, die sonst nicht zum Einsatz kommen. Die müssen sich doch dann beweisen. Das haben sie nicht getan.“ Und während die Calbenser nach Abpfiff ratlos auf dem Rasen saßen, gingen die Förderstedter freudig gestimmt in die Kabine. „Es macht Spaß zu gewinnen“, betonte Tietzel. Als eine Revanche zur 0:5-Hinspielpleite sieht er es aber nicht. „Wir konnten einfach ohne Druck spielen.“

Calbe: Richter – Noack, Buszkowiak, Harms, Schultz, Schmidt, Zapke, Baartz, Voigt, Dübecke, Weber

Förderstedt: Janich – Loch, Teutloff, Früchtel (63. Jahn), Drici (90. Conrad), Böttger, Isa, N:, Hausdorf (46. Kucybala), Isa, H:, Buschke, Bolze

Tore: 0:1 Marcus Bolze (18.), 1:1 Florian Schmidt (32.), 2:1 Lucas Dübecke (45., FE), 2:2 Necirvan Isa (55., FE), 2:3 Marcus Bolze (80.)

Rot: Necirvan Isa

Schiedsrichter: Stefan Cordes (Muldestausee), M. Otto, H. Ächtner

Zuschauer: 66

Quelle: Volksstimme vom 15. Mai 2017


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