Philipp Müller über sein Idol und Träume

24. October 2009

Fußballer Philipp Müller von der TSG Calbe über sein Idol und Träume

„Bin kein Träumer, sondern Realist“

Quelle: Volksstimme von Sandra Arm

Philipp Müller wechselte zum Beginn der vergangenen Saison vom damaligen Absteiger aus der Fußball-Landesklasse, BSV 79 Magdeburg, zum Landesligisten TSG Calbe. Dort fühlt sich der 22-jährige BWL-Student wohl. Volksstimme-Mitarbeiterin Sandra Arm sprach mit ihm über Shootingstar Thomas Müller und darüber, dass Fußball nicht alles im Leben ist.

Volksstimme: Herr Müller, was sagt Ihnen der Name Thomas Müller?
Philipp Müller: Er ist ein Spieler beim Bundesligisten Bayern München. Er war im vergangenen Jahr noch Amateur und spielt jetzt sein erstes Jahr in der Profimannschaft. Es macht unheimlich Spaß, ihm zuzuschauen. Da ich Bayern-Fan bin, freue ich mich über junge Spieler, die ambitioniert sind, die sich voll reinhängen und eine Chance vom Trainer bekommen.

Volksstimme: Haben Sie einen Lieblingsspieler, den sie bewundern?
Müller: Ja, absolut – Mehmet Scholl. Er war immer mein Idol. Das wird immer so bleiben. Immer wenn ich an ihn denke, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich mag ihn, weil er eine kesse Art an sich hat, die ich in mir wieder sehe, und er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.

Volksstimme: Was zeichnet Sie aus?
Müller: Ich bin sehr ambitioniert, zweikampfstark, lauffreudig und willensstark. Ich kann mich mental auf das Spiel fokussieren, auch wenn ich nicht die beste Technik und Anlage besitze. Ich bin eher der Kämpfertyp, der viel für die Mannschaft läuft, den Mann ausspielt und das entscheidende Tor schießt.

Volksstimme: Was bedeutet für Sie Fußball?
Müller: Fußball bedeutet für mich sehr viel. Ich fiebere auf jeden Sonnabend hin und freue mich auf jedes Training. Ich spiele seit 16 Jahren Fußball und könnte mir mein Leben auch nicht mehr ohne vorstellen. Studium und Freunde sind aber wichtiger.

Volksstimme: Welche Position übernehmen Sie innerhalb der Mannschaft?
Müller: Ich bin als zentraler Mittelfeldspieler nach Calbe gekommen. Durch einen Engpass auf der rechten Verteidigerseite schulte mich der damalige Trainer Christian Kehr um. Ich habe mich daran gewöhnt, aber ich sehe mich eher zentral als Abräumer. In der Partie gegen Staßfurt habe ich auf dieser Position das erste Mal eine Chance bekommen. Ich denke, ich habe es ganz gut gemeistert.

Volksstimme: Was hat sie bewogen, zur TSG zu wechseln?
Müller: Ich bekam 2007 schon ein Angebot. Damals bin ich mit meinem alten Verein, dem BSV 79 Magdeburg, in die Landesklasse aufgestiegen. Zudem war ich Kapitän. Da konnte ich nicht gehen. Wir sind aber gleich wieder abgestiegen. Dann kam das erneute Angebot aus Calbe. Da ich noch nie in so einer hohen Klasse gespielt habe und mich beweisen wollte, habe ich es angenommen. Es war richtig. Ich habe es nie bereut.

Volksstimme: Der Saisonstart verlief nicht optimal. Welche Gründe gibt es dafür?
Müller: Es ging gar nicht so schlecht los. Aus den ersten beiden Spielen haben wir vier Punkte geholt. Danach ging es langsam bergab. Vielleicht sind wir nicht abgezockt genug. Die Einstellung zum Spiel war noch nicht so, wie sie eigentlich sein muss. Jeder sollte sich für den anderen zerreißen. Wenn das kommt, dann sind wir eine der Mannschaften, die schwer zu schlagen ist. Es fehlt zudem an mannschaftlicher Geschlossenheit. Auch die Chancenverwertung war in einigen Spielen katastrophal. Mit Maik Hoffmann und Sven Noak fehlen zwei wichtige Stützen. Mit Christian Harant und Alexander Menz stehen nur zwei erfahrene Spieler auf dem Platz. Vor allem in den Schaltzentralen fehlt ein weiterer. Ich bin aber völlig zuversichtlich, dass sich das bessern wird, weil die Mannschaft ein großes Potenzial hat.

Volksstimme: Was hat sich die TSG gegen TuS Schwarz-Weiß Bismark vorgenommen?
Müller: Die Tendenz nach dem Spiel gegen Staßfurt zeigt ganz klar nach oben. Im Spiel gegen Thale haben wir uns vor unseren eigenen Fans desolat präsentiert und müssen uns bei ihnen für diese Leistung entschuldigen. Ich denke, dass wir gerade in puncto Kampf und Einsatzbereitschaft gegen Staßfurt gezeigt haben, wo es lang geht. Mit ein bisschen Glück hätten wir einen Punkt oder sogar den Sieg holen können. Am Wochenende sollten wir an diese Leistung anknüpfen. Vielleicht ist mit ein bisschen mehr Engagement ein Dreier drin.

Volksstimme: Gibt es einen Traum, den Sie sich gern noch erfüllen möchten?
Müller: Ich bin eigentlich kein Träumer, sondern Realist. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Dann könnten wir irgendwann um den Aufstieg in die Verbandsliga mitspielen. Im Pokal gegen den Regionalligisten 1. FC Magdeburg zu gewinnen, ist natürlich ein Traum (lacht). Aber ich glaube, das ist unrealistisch, selbst wenn wir Chancen haben ein Tor zu schießen. Persönlich wünsche ich mir, mein Studium zu beenden und eine vernünftige Anstellung zu bekommen.

Volksstimme: Fehlt es der Mannschaft an Typen, die Lockerheit reinbringen?
Müller: Nein, eher im Gegenteil. Ich denke, dass wir vielleicht zu locker sind. Die Fokussiertheit auf den Punkt, wenn das Spiel losgeht, die fehlt so ein bisschen.

Volksstimme: Welchen Eindruck haben Sie von Detlef Drachenberg?
Müller: Der Trainer ist ein super Typ. Ich freue mich auf jedes Training mit ihm, weil er locker und kein Schleifer ist. Wir sind eine Horde junger Spieler. Er hat es nicht einfach mit uns. Das Erbe von Christian Kehr war kein leichtes. Damals war Calbe Tabellenführer. Drachenberg ist in einer schwierigen Situation gekommen, Leistungsträger sind ausgefallen. Er kannte die Mannschaft nicht richtig. Intern hört man nie ein negatives Wort über den Trainer. Im Endeffekt spielen wir. Wir müssen unsere Leistung bringen. Wir stehen alle zu und hinter ihm.


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