Rainer “Atze” Fabian über die lange und erfolgreiche Trainerzeit bei der TSG

26. February 2021

Hallo Atze, im Rückblick auf deine sehr lange Zeit als Trainer bei den Fußballern der TSG Calbe hast Du mit Sicherheit viele Erinnerungen und Geschichten.Wie bist Du zu deinem Spitznamen “Atze” gekommen”?

Rainer Fabian: Ich war in meiner Kinderzeit, so zwischen sechs und sieben Jahre, oft bei unseren Nachbarn und wollte immer den DDR-Comic “Atze” angucken. Nach einer Weile hieß ich dann nur noch “Atze” und das hat sich bis heute nicht geändert.

Wann hast Du mit dem Kicken begonnen?

Rainer Fabian: Ich habe mit dem Fußballspielen im Alter von sechs bis sieben begonnen. Meine Trainer  waren unter anderem D. Nolte, W. Pilatzki, O. Görsch, H. Mertens und M. Wendtland. Trainiert haben wir damals noch mit reinen Gummibällen. Wir hatten in diesen Zeiten noch viele Mannschaften einer Altersklasse. Später im Männerbereich kann ich mich noch gut erinnern, dass wir einmal im Kreispokalendspiel ganz knapp mit 2:1 gegen unsere erste Vertreung verloren haben, in einem späteren Halbfinale allerdings haben wir mit 3:1 gegen sie gewinnen können (lacht).

Woran erinnerst Du dich heute noch gern aus deiner Nachwuchsspielerzeit zurück?

Rainer Fabian: Zu den Spielen sind wir zumeist mit drei bis vier Mannschaften in einem großen Buus oder mit einem LKW gefahren, oder wenn die Spielstätte nicht allzu weit entfernt war mit dem Fahrrad, wer eins hatte (lacht). Zu den Hallenturnieren gab immer neue Turnschuhe, Volleyball-Turnschuhe, diese mussten dann aber natürlich das gesamte Jahr halten. Ab meiner Zeit bei den Knaben habe ich dann immer höherklassiger gespielt, was natürlich fortwährend eine zusätzliche Motivation darstellte.

Vielen bist Du in Calbe allerdings insbesondere als erfolgreicher Nachwuchstrainer und Aufstiegscoach der Zweiten in die Salzlandliga in Erinnerung geblieben.Wie liefen die ersten Jahre als Nachwuchstrainer für dich persönlich? Welche Schwierigkeiten gab es?

Rainer Fabian: Als Nachwuchstrainer habe ich in der Saison 1990/91 bei Günter Lenhart angefangen. Er hatte viele Kinder, brauchte Hilfe und mein Sohn Kevin wollte auch Fußball spielen. Auf Kleinfeld hatten wir immer zwei Mannschaften und viele Kicker wollten unbedingt ins Tor, sodass wir lange Zeit sogar drei Torhüter, A. Balke, K. Fenzl und S. Wiederhold, hatten. Letzterer entschied sich zum Handball zu wechseln und wurde dort zum Toptorhüter, alles richtig gemacht Stefan! (lacht) Ansonsten habe ich eigentlich alle Nachwuchsaltersklassen trainert, bis auf die D- und die A-Jugend, da war einfach kein Rankommen an “Boxer”, Dieter Gütling, und “Schulli”, Frank Schulzik. (lacht)

An welche Spiele, Erfolgeund Situationen erinnerst Du dich gern zurück?

Rainer Fabian: Mein größter Erfolg als Nachwuchstrainer war natürlich der Aufstieg mit der C-Jugend in die Verbandsliga. Zur Aufstiegsparty auf dem Heger musste ich mein Versprechen einlösen und mir wurden die Haare abrasiert. Die Jungs fanden es natürlich sehr lustig, meine Frau jedoch nicht. Ansonsten waren wir immer sehr erfolgreich bei den Hallenkreismeisterschaften und auch bei den Landesmeisterschaften, allerdings waren natürlich der HFC und der FCM immer einwenig zu stark. Auch das Pokalendspiel in der C-Jugend am Sonntagmittag im Hegerstadion zwischen der ersten und der zweiten Mannschaft der TSG Calbe vor über 100 Zuschauern war ein Highlight. In der Verbandsliga der C-Jugend lagen wir gegen Fortuna Magdeburg zur Halbzeit mit 1:4 zurück, gewannen noch mit 5:4 und Stefan Schliemann schoss damals alle fünf Tore. Nach dem Spiel habe ich ihn umarmt und ihm ein Küsschen auf die Stirn gegeben, weil er unter anderem zwei Kopfballtore erzielte. Natürlich gab es aber auch Spiele wie beispielsweise in Salzwedel, wo wir nach einer 4:1-Halbzeitführung noch 4:6 verloren haben.

Wie lange warst Du Trainer in der Nachwuchsabteilung? Wie würdest Du kurz diese Zeit beschreiben?

Rainer Fabian: Es waren knapp zwanzig Jahre als Nachwuchstrainer und ich muss im Rückblick sagen, dass das eine verdammt schöne Zeit war. Man hat mit den Kindern viel lachen können und auch mit ihnen bei Niederlagen geweint.

Welche Eigenschaften machen einen Nachwuchstrainer aus deiner Sicht aus?

Rainer Fabian: Die Zeiten haben sich sicherlich geändert. Einige Spieler konnte man auch einmal zusammenstauchen und Anderen musste man Streicheleinheiten geben. Heute hätte ich bestimmt oftmals Ärger mit den Eltern bekommen. (lacht)

Im Nachhinein hast Du die Verantwortung an der Seitenlinie für die zweite Mannschaft übernommen. Wie kam es dazu? Wann?

Rainer Fabian: Es war in der Saison 2009/10. Zu dieser Zeit war ich noch B-Jugendtrainer. Bei der Zweiten hatten schon einige Trainer vor mir versucht aufzusteigen und, warum auch immer, es nicht geschafft. Die Zweite hatte keinen Trainer mehr und natürlich war das eine sehr reizvolle Aufgabe. Es gab dann ein Gespräch mit dem Abteilungsleiter Rainer Schulze auf dem Heger und ich habe sofort zugesagt. In der Mannschaft steckte enorm viel Potential und ich wollte es einfach schaffen mit ihnen aufzusteigen.

War es eine große Umstellung dann junge Erwachsene zu trainieren? Welche insbesondere?

Rainer Fabian: Die Umstellung war doch schon sehr groß, denn ich bin von einem kleinen Kindergarten in einen großen Kindergarten gekommen. (lacht) Da kamen dann schon mal die Antworten “Ja, aber” oder “Wie jetzt?.

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Was fällt Dir auch heute noch besonderes Ein, wenn Du an die Zeit bei der Zweiten denkst?

Rainer Fabian: Natürlich ist da zuvorderst der Aufstieg in die Salzlandliga zu nennen, der bereits lange vor dem letzten Spieltag feststand. Auch die Auszeichnung zum FairPlay-Sieger des Kreisfußballverbandes war toll. Im Heimspiel war ein Spieler von uns verletzt, der Gegner spielte den Ball ins Seitenaus, nach dem Einwurf spielte Sascha Bergholz den Ball zurück zum gegnerischen Torhüter und plötzlich lag der Ball im Tor. Der Gegner war natürlich nicht erfreut, aber das Tor zählte. Im Anschluss ließen wir nach dem Anstoß den Gegner unbedrängt durchlaufen, den Ausgleich erzielen und es stand 1:1. Insgesamt gesehen, war es einfach eine wirklich schöne Zeit, es hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht. Ergänzend fällt mir das Pokalspiel gegen den haushohen Favoriten Atzendorf ein, dass wir in der Verlängerung mit 4:2 gewinnen konnten. Auch die Derbys gegen Gnadau haben Spaß gemacht, weil alle einfach heiß waren und keiner verlieren wollte.

Der Aufstieg in die Salzlandliga beschreibt mit Sicherheit einen der größten Erfolge der Zweiten in der TSG-Historie, auch verbunden mit den mehrnaligen Klassenerhalten. Was hat deine Mannschaft damals so erfolgreich gemacht?

Reiner Fabian

Rainer Fabian vor der Saison 2013/14 mit der zweiten Mannschaft der TSG Calbe in der Salzlandliga.

Rainer Fabian: Das erste Jahr war in jedem Fall noch schwierig, oftmals setzten die Spieler nicht unbedingt das um, was Detlef “Dete” Sobczak und ich sol wollten. Im Folgejahr klappte es dann schon deutlich besser, auch durch die Neuzugänge kam mehr Schwung in das Team und fortan war nun einer für den anderen da.

Welche Spieler waren wichtige Säulen für die vielen erfolgreichen Spiele? (Jeweils mit kurzer Begründung)

Rainer Fabian: Wichtige Spieler der Mannschaft einzeln zu nennen wäre immer ungerecht gegenüber den Anderen. Die Mannschaft war die Säule für den Erfolg in jedem Spiel. Ob die elf Spieler die auf dem Rasen standen oder die vier bis fünf Spieler die erst einmal auf der Bank saßen, letztlich waren alle heiß zu spielen und das war sicherlich der Schlüssel für die vielen tollen Spiele.

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Rainer Fabian, Detlef Sobzcak und Jörg Harms bei ihrer Verabschiedung im Calbenser Hegerstadion. | Foto: Verein

Warum lohnt sich der nicht unerhebliche Zeitaufwand des ehrenamtlichen Engagements trotzdem?

Rainer Fabian: Wer mit Leib und Seele dabei ist, nimmt auch den Zeitaufwand sehr gern in Kauf. Man wird ja schließlich auch belohnt, wenn der Erfolg kommt und die Kinder und Männer sich freuen.

In den Jahren hast Du sehr viele Spieler trainiert, hast Du heute noch Kontakt zu ehemaligen Kickern?

Rainer Fabian: Die meisten ehemaligen Spieler treffe ich auf dem Heger, dann macht man auch mal ein Schwätzchen, gern auch nach dem Spiel bei einem Bierchen. (lacht)

Wie bist Du dem Calbenser Fußball verbunden geblieben?

Rainer Fabian: Leider bin ich nur noch als Mitglied und als Zuschauer der Männermannschaften oder der E-Jugend bei meinem Enkel Luca dabei. Da werden aber sehr schnell viele Erinnerungen wach (lacht, da jucken wieder die Beine). Hoffentlich geht es bald wieder los.


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