Hallo Christian, Du bist als Spieler gemeinsam mit dem neuen TSG-Trainer Andrzej Wojcik zur TSG Calbe gewechselt. Wie ist der Kontakt zur TSG zustande gekommen und welche Gründe gab es damals für dich ins Hegerstadion zu wechseln?
Christian Kehr: Andrzej Wojcik und ich lernten uns durch unsere gemeinsame Tätigkeit als Nachwuchstrainers im NLZ beim 1. FC Magdeburg kennen. Die TSG Calbe stand zum damaligen Zeitpunkt vor einem Umbruch und da ich eine neue Herausforderung gesucht habe, kam dann eins zum anderen und ich wurde Spieler der TSG.
Wie würdest Du dein Verhältnis zu Andrzej beschreiben?
Christian Kehr: Unser Verhältnis als Trainerkollegen war stets von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Es gab viele interessante, teils kontroverse, aber immer zielführende Diskussionen über Trainingsformen, Spielsysteme oder grundsätzliche Trainingsinhalte. Als Spieler von Andrzej war die ganze Sache schon etwas anders. Als offensiver Kreativkopf habe ich für so manchen Ballverlust im Team gesorgt und somit für Sorgenfalten beim Trainer. Aber da er oftmals selbst noch auf dem Platz stand, hat er diese Fehler meist selbst ausbügeln können.
In der Folgezeit warst Du insbesondere für sämtliche Freistöße und maßgenaue Flanken zuständig. Hattest Du das im Vorfeld lange trainiert oder war das eher mit individuellem Talent zu begründen?
Christian Kehr: Jeder Spieler hat seine Alleinstellungsmerkmale und individuelle Qualitäten. Mir war schon immer das Spiel mit dem Ball am wichtigsten und dazu gehörte es die Pille anständig und maßgenau treten zu können. Ehe mir das einigermaßen gelungen war, bedurfte es fortwährend vieler Wiederholungen und Übung.
An welche besondere Situation bzw Anekdote im TSG-Trikot erinnerst Du dich auch heute noch gern zurück?
Christian Kehr: Da gibt es viel schöne, glückliche, aber auch traurige Momente zu nennen, die mir in Erinnerung geblieben sind. Mir fällt in jedem Fall der 7:0-Auswärtssieg bei Edelweiß Arnstedt und die anschließende 2:1-Niederlage bei Einheit Wernigerode ein. Das Spiel zum 100. Vereinsjubiläum gegen den damaligen Zweitbundesligisten Hansa Rostock, der 2:1 Pokal-KO über die Roten mit meinem Siegtreffer in der 90. Spielminuten oder auch die Pokalfinalniederlage mit der zweiten Mannschaft in Kleinmühlingen.
Was und/oder wer hat dich und deine damalige Mannschaft so stark gemacht?
Christian Kehr: Es war stets die Gemeinschaft und das familiäre Umfeld des Vereins, was das Fußballspielen für die TSG Calbe ausgemacht hat. Und das hatte immer mit den handelnden Personen zu tun, ob Rainer Schulze, Thomas Dummer, Burkard Faupel oder Markus Scheibel als Vorstand oder sportliche Leistung der Abteilung, die Trainerkollegen Achim Godon und Kay Resch oder Peter Körner als Mannschaftsleiter und nicht zuletzt alle Spieler mit denen ich zusammengespielt habe oder trainieren durfte.
Peter Körner und Christia
n Kehr.
Nach dem Ende der Trainerzeit von Andrzej Wojcik hast Du die Verantwortung an der Seitenlinie für die erste Mannschaft der TSG Calbe übernommen. Wie ist der Wechsel aus deiner Sicht abgelaufen? Wann war das? Gibt es dazu eine Anekdote? Wer war involviert? Aus welchen Beweggründen hast Du dich dann dafür entschieden?
Christian Kehr: Wie der genaue Ablauf war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich dachte, ich könnte helfen, da ich die Mannschaft aus dem FF kannte und die Verantwortlichen mich dafür berufen sahen, übernahm ich das Amt. Ich weiß nur noch, dass mir Achim nach der Auswärtsniederlage in Braunsbedra versprochen hatte, dass ich im nächsten Spiel eine Einsatzzeit bekommen sollte. Nur beim nächsten Spiel war ich dann selbst Trainer und spielte wieder nicht.
Achim Godon und Christian Kehr.
Welche Spieler und/oder Offizielle haben deine Zeit bei der TSG besonders geprägt?
Christian Kehr: Prägend in dieser Zeit waren die Gespräche mit Lothi (Thomas Dummer) oder dem Bär (Burkhard Faupel). Ich war der junge dynamische aufstrebende Trainer, wusste und kannte vermeintlich alle fussballspezifischen Abläufe, nur die große Lebenserfahrung hatte ich eben noch nicht. Und die Beiden verstanden es meist mich so zu erden, dass alles was auf und neben dem Platz passierte auch Sinn machte. Ansonsten sind hier Mitspieler wie Pitti, Klette, Ice, Don Weste, Jacki, Cello, Planti, Hoffi, Menzer, Wuttke, Py und viele, viele mehr anzuführen mit denen ich unvergessliche Momente auf oder neben dem Fußballplatz hatte.
Christian Kehr nach einem siegreichen Spiel mit Maik Hoffmann und Sascha Bergholz.
Wie würdest Du dich als Trainer beschreiben? Welchen Spielstil / welche Taktik wolltest Du mit deinem Team umsetzen?
Christian Kehr: Das ist schwer für mich zu sagen. Mir wäre am liebsten, wenn das andere beurteilen. Dann wüsste ich das vielleicht auch mal, was für ein Trainertyp ich bin. Alles in allem war für mich immer die Wahrhaftigkeit in meinem Tun und Handeln am Bedeutendsten. Die Jungs von meiner Art Fußball zu spielen zu inspirieren und sie mit auf eine Reise zu nehmen, an die sie sich immer gern erinnern wollen.
Du warst und bist bis heute wohl der bestausgebildeteste Trainer im Hegerstadion. Wie und warum hast Du deine Trainerlizenz erworben?
Christian Kehr: Ich bin schon im jungen Alter von 16 Jahren an das Trainerdasein herangeführt worden. Seitdem habe ich, bis auf wenige kurze Unterbrechungen, stets Mannschaften trainiert. Als ich dann über mein Sportstudium ein Praktikum beim 1. FC Magdeburg absolvieren durfte, bekam ich die Möglichkeit meine Lizenzen beim DFB zu erwerben. Seitdem besuche ich regelmäßig Weiterbildungen und versuche die neusten Strömungen des Spiels zu verfolgen.
Als erster TSG-Trainer hast Du damals die Viererkette als Abwehrvariante eingeführt, bist teils mit dem Maßband über den Trainingsplatz geflitzt um die Abstände zwischen den Spielern zu messen. Warum hast Du diese damalige Neuerung unbedingt einführen wollen? Wie haben deine Spieler reagiert?
Christian Kehr: Die Viererkette im Verbund mit der Raumdeckung war neu und innovativ. Und ich wollte den Jungs die Vorteile dieses Abwehrverbunds aufzeigen, zumal diese Raumaufteilung auch Vorteile für die Offensive mit sich bringt. Die Jungs, ob gerade frisch aus der A-Jugend oder gestandene Fußballstrategen waren alle neugierig. Man sah ja Woche für Woche in der Bundesliga oder auch international wie die Dynamik des Spiels sich dadurch veränderte. Von daher war es nur logisch die Viererkette auch bei der TSG Calbe zu schulen.
Wenn Du an deine Trainerzeit in Calbe zurück denkst, welches Spiel bzw welches Highlight ist Dir ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Christian Kehr: Wie schon gesagt, gibt es dort viele Momente, die an dieser Stelle anzuführen sind. Aber vielleicht ist es mein erstes Pflichtspiel für die TSG, als ich nach Rückstand uns mit einer fulminanten Freistoßgurke den Punkt rettete und meine tolle TSG-Zeit ihren Anfang nahm.