Meine Elf meiner Fußballzeit – Stefan Lenhart

Sprichwörtlich wird eine Fußballmannschaft auch als “11 Freunde” bezeichnet, womit insbesondere ausgesagt werden soll, dass Fußball eine Mannschaftssportart ist und man im Alleingang wenig Möglichkeiten für einen Erfolg hat. Außerdem ist Fußball so viel mehr als nur das Spiel über 90 Minuten, viele Freundschaften entstehen und bestehen auch nach der gemeinsamen aktiven Zeit. Eines ist jedoch auch klar, in einer langen Fußballkarriere verändern sich die Mannschaften fortwährend und manchmal tauscht man sogar die Vereinsfarben mit einem Vereinwechsel.

Nun blickt Stefan Lenhart auf seine Fußballkarriere bei der TSG Calbe zurück und benennt seine beste Elf seiner Fußballzeit:

“Im Rückblick auf meine nun mittlerweile 30 Jahre bei den Fußballern der TSG Calbe wird schnell deutlich, dass ich nicht allzu erfolgreich beziehungsweise lange hochklassig gespielt habe. Deshalb besteht meine Top-Elf auch aus Spielern, die ich nur als Nachwuchskicker vom Spielfeldrand aus lange bewundert habe. Insbesondere ist der Fußball für mich mehr als nur um die nächsten drei Punkte zu kämpfen, der Spaß am Spiel, im Training und allgemein mit meinen Mannschaftskameraden war und ist mir da deutlich wichtiger.”

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Stefan Lenhart hier im Spiel der Zweiten in Felgeleben. | Foto: Verein

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Stefan Lenhart vor dem Sportlerheim am Heger.

Torhüter

  • Christian Harant
  • An “Ice” führt absolut kein Weg vorbei. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mich in den gemeinsamen Trainingseinheiten wie ein Kindergartenkind gefreut habe, wenn ich ihn dann mal überwinden konnte und das kam sehr selten vor. Auch als damaliger Balljunge zu den Spielen der Ersten habe ich ihn dafür bewundert, dass er grandiose Paraden gezeigt hat.

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    Christian Harant

Abwehr:

  • Thomas Dummer
  • Auch heute habe ich die Situationen von Thomas vorm inneren Auge, in denen er in der Abwehr den Ball erobert und dann mit großen Schritten durch das Mittelfeld marschiert und vorn vorm gegnerischen Tor zumeist noch glänzend für das nächste TSG-Tor auflegt.
  • Steven Brehmer
  • “Totti” ist in der Balleroberung absolute Weltklasse. Er nutzt fortwährend jeden noch so kleinen Trick, um seine Mannschaft auf die Siegerstraße zu führen und war stets mit über 100 Prozent dabei. Aus und neben dem Platz war er fortwährend ein absoluter Leader im Team.

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    Steven Brehmer zeigt es an, wo es in der Rückrunde für die TSG Calbe II hingehen soll. Steffen Brandt (links) und der BSV Eickendorf suchen nach Konstanz, Teamkollege Daniel Ebeling (r.) ist inzwischen nach Atzendorf zurückgekehrt. | Foto: Ingo Müller

  • Gunnar Meißner
  • Gunnar ist ein nahezu perfekter Manndecker, egal in welcher Liga schafft er es seinen zumeist für die gegnerische Mannschaft wichtigen Gegenspieler über die komplette Spielzeit abzumelden. Die jeweiligen Kontrahenten sind dabei sicher nicht zu beneiden. Wichtig ist aber viel mehr, dass er egal zu welcher Zeit immer für einen Spaß zu haben ist, was unsere Trainer zumeist nicht allzu witzig fanden oder finden.

    Gunnar Meißner im Zweikampf. | Foto: Falko Haltenhof

    Gunnar Meißner im Zweikampf. | Foto: Falko Haltenhof

  • Alexander Voigt
  • Auch “Wurzel” war Teil unserer “Spaßgemeinschaft im Training und im Spiel. Er ist fußballerisch ein tolles Beispiel dafür, dass es sich lohnt immer wieder weiter an sich zu arbeiten. Heute ist er immer noch ein wichtiger Führungsspieler in der ersten Mannschaft.

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    Nicht zuletzt die Entschlossenheit, die Alexander Voigt (r.) in dieser Szene beweist, bescherte der TSG den ersten Heimsieg. | Foto: B. Richter

Mittelfeld:

  • Jan Arnoldi
  • Im Mittelfeld ist Jan aufgrund seiner tollen fußballerischen Fähigkeiten ein absoluter Anker. Mit seiner Übersicht und feinem Füßchen könnte er meiner Meinung nach auch derzeit noch gut und gerne in der Landesliga eine wichtige Rolle spielen. Aber zum Glück kickt er sehr erfolgreich bei den Alten Herren der TSG.

    Jan Arnoldi

    Jan Arnoldi

  • Christian Kober
  • Vorallem im Bezug auf die Einsatzbereitschaft ist “Kobi” absolut vorbildlich und das auch neben dem Platz. Früher hatte er immer die unbeliebte Aufgabe der Führung der Mannschaftskasse und pendelt bereits seit langer Zeit regelmäßig aus Halle zu den Trainingseinheiten und zu den Spielen. Auch menschlich ist er für jede Mannschaft ein absoluter Gewinn. Für mich steht “Kobi” sinnbildlich für einen Jahrgang der TSG, der einwenig “durchgeknallt”, aber mannschaftlich top ist.

    Christian Kober (r.) und die Calbenser haben nach einem guten Auftakt den Faden verloren. Atzendorf war in den entscheidenden Szenen konsequenter. | Foto: Kevin Sager

    Christian Kober (r.) und die Calbenser haben nach einem guten Auftakt den Faden verloren. Atzendorf war in den entscheidenden Szenen konsequenter. | Foto: Kevin Sager

  • Pascal Weber
  • Als bodenständig, besonnen und sehr klar im Kopf würde ich “Kalle” beschreiben. Das zeigt auch seine unaufgeregte und entspannte Spielweise auf dem Spielfeld. Mit seiner überaus freundlichen Art ist er auch ein Gewinn für die Außendarstellung des Vereins.

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    Pascal Weber hatte mit seinen zwei Treffern maßgeblichen Anteil am 3:3 in Hakeborn. | Foto: Thomas Rinke

  • Daniel Schwan
  • In der Saisonvorbereitung war “Schwani” überaus selten beim Training zu sehen, letztlich muss man aber zugeben, dass er das Training auch nicht nötig hatte, da er sowieso nicht der Schnellste war, aber das musste er auch nicht sein. Denn unendlich ballsicher spazierte er zumeist durch das Mittelfeld und fand anschließend auch immer noch die Lücke für einen schönen Pass in die Tiefe. Sollte es doch einmal zu einem Zweikampf gekommen sein, so reichte ein Schupserchen seines Gegenspielers um ihn zu Fall zu bringen, natürlich hat er dafür immer einen Freistoß bekommen.

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    Daniel Schwan, hier im Spiel gegen den SSC II, organisierte souverän die TSG-Abwehr. | Foto: Verein

Angriff:

  • Jaroslaw Wojtal
  • Als kleiner Fußballfan, damals sogar mit HSV-Fahne, stand ich 1996 hinter dem Tor des Hamburger SV und war damit ganz dich dran, als “Jarek” dem Bundesligisten gleich zwei Tore in den ersten 10 Minuten einschenkte. Im Nachhinein wurde sogar erzählt, dass die HSV-Verantwortlichen ihn gleich im Mannschaftsbus mit nach Hamburg nehmen wollten. Als er dann ein Jahr später zum Spandauer SV in die Regionalliga wechselte, sind wir als kleine Fangruppe mit Paucken und Trompeten nach Berlin gereist, eine echt tolle Aktion zur Verabschiedung.

    Jaroslaw Wojtal

    Jaroslaw Wojtal

  • Alexander Menz
  • Der “Menzer” hat einen unglaublich harten Schuss, ist körperlich sehr präsent und hat zudem noch einen scharfen Sprint, eben ein Stürmer wie er im Buche steht. Selbst im Training hat man sich dann schon hin und wieder mal weggedreht, um nicht von seinen “Granaten” getroffen zu werden.

    Torjäger Alexander Menz.

    Torjäger Alexander Menz.

Trainer:

  • Rainer Fabian
  • “Atze” war sowohl im Nachwuchsbereich, als auch bei der Zweiten mein langjähriger Trainer. Er hat ein unglaulich gutes Gefühl für seine jeweilige Mannschaft und fand allzu oft die richtigen Worte in den verschiedenen Situationen. Am Salzlandligaaufstieg der Zweiten hat er aus meiner Sicht einen verdammt großen Anteil.
  • Jörg Harms
  • Mit deutlichen und markigen Worten hat uns “Harmsi” immer wieder aus der Komfortzone geholt und dadurch bei Jedem noch das ein oder andere Prozentpünktchen rausgekitzelt. Mit klarem Blick auf seine Idee des Fußballs hat er sich dann doch immer zu einem kleinen Scherz hinreißen lassen.
  • Detlef Sobzcak
  • “Dete” hat meine gesamte Zeit im Männerbereich geprägt. Er war das unermüdliche “Mädchen für alles”, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit da und war sich niemals für irgendwelche Hilfen zu schade. Sein persönliches Engagement ist absolut beispielgebend für alle Personen im Verein. Auch persönlich bin ich froh, dass ihn kennenlernen durfte und hoffe noch auf ganz viele gemeinsame Jahre bei der TSG Calbe.

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    Rainer Fabian, Detlef Sobzcak und Jörg Harms bei ihrer Verabschiedung im Calbenser Hegerstadion. | Foto: Verein


Rückblick in die Historie – 2018 – Saisonrückblick Erste

Einen guten sechsten Platz erreichte die TSG Calbe aus der Landesliga Nord. Das stimmt den Abteilungsleiter Rainer Schulze zufrieden. Auch wenn noch mehr möglich gewesen wäre. Doch eine Verletztenmisere in den letzten Spielen machte die Hoffnungen zunichte.

Ruhige Tage gibt es derzeit bei Rainer Schulze, dem Abteilungsleiter der TSG Calbe aus der Landesliga, nicht. Vier Abgänge (Enrico Palm, Lucas Michaelis, Florian Schmidt und Alexander Voigt) musste die TSG nach der abgelaufenen Saison verkraften. Zudem verließ auch Trainer Marko Fiedler den Verein. Die Position wird vorerst von Christian Harant und Detlef Sobczak übernommen. Bis zum Winter auf jeden Fall. Neuzugänge kann der Abteilungsleiter auch noch nicht vorstellen. „Wir haben Probleme, Verstärkung zu finden. Es gibt aber Gespräche.“ Weiter führt Schulze das Thema nicht aus. Die Stimme des Abteilungsleiters hebt sich aber etwas, wenn Schulze über die abgelaufene Saison spricht.

Die TSG landete auf dem sechsten Rang. Spielte sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde eine solide Saison. „Ja, am Ende sind wir zufrieden mit der Platzierung. Es wäre aber mehr möglich gewesen, vielleicht sogar Platz drei“, sagt Schulze. Denn die Teams aus Westerhausen (1.) und Staßfurt (2.) waren zu stark, das sieht auch der Abteilungsleiter ein. „Im gesamten Verlauf gesehen geht das aber völlig in Ordnung.“

Denn zuletzt plagten die TSG große Verletzungssorgen. Die Calbenser reisten gerade so mit elf Mann zu den Spielen. Mit dabei waren unter anderem der 46-jährige Christian Harant, der ein Spiel absolvierte. Sogar Fiedler stand in vier Partien auf dem Platz. „Wir waren gesundheitlich einfach zu sehr angeschlagen“, sagt Schulze. Denn mit Matthias Buszkowiak, Evgeni Denisenko, Enrico Palm, Lucas Michaelis und Thomas Hellige fielen gleich fünf Stammkräfte aus. Zudem verließ Vit Fiser die Calbenser im Winter und ging zurück in seine Heimat nach Tschechien. „Das hat auch ein bisschen was ausgemacht, denn es stand noch ein Spieler weniger zur Verfügung.“ Dadurch lief die TSG nur mit absoluten Not-Elfen auf. Zwischenzeitlich standen mit Benjamin Richter, Lucas Schulz und Philip Küster drei Torhüter als Feldspieler auf dem Platz. Dafür schlug sich das Team aber zumeist achtbar aus der Affäre. Am vorletzten Spieltag verlor die TSG zwar knapp mit 0:1 gegen den Burger BC, kassierte den Treffer aber erst in buchstäblich letzter Sekunde des Spiels.

Eine besondere Partie ist dem Abteilungsleiter nicht im Kopf geblieben. Beeindruckend waren aber die Vorstellungen gegen den SV Stahl Thale (8:1) und der 6:1-Kantererfolg am letzten Spieltag der Saison zuhause gegen Germania Olvenstedt. Dafür haben drei Spieler die Aufmerksamkeit von Schulze auf sich gezogen. „Christian Baartz und Lucas Schulze haben einen ordentlichen Sprung gemacht. Zudem bin ich schwer beeindruckt von der Leistung von Maik Adrian“, meint Schulze. Mit 35 Jahren erzielte Adrian 16 Tore in 28 Spielen.

Für die neue Saison gibt es noch keine großen Ziele. Denn bis zum Beginn der Rückrunde soll ein neuer Trainer gefunden sein. „Christian Harant hat der Zusammenarbeit für ein halbes Jahr zugestimmt“, sagt Schulze. Dadurch, dass der Verein aber auch noch keine Neuzugänge präsentieren konnte, werden die sportliche Ziele erst einmal niedrig angesetzt. „Wir peilen einen Platz im Mittelfeld an. Wir werden sehen, welche Spieler noch den Weg zu uns finden. Dann können wir die Ziele immer noch anpassen“, sagt Schulze.

Die Vorbereitung der TSG startet am Montag. Am Freitag beginnt dann der Sparkassen-Cup. „Wir hoffen natürlich, dass wir weiterkommen“, gibt sich Schulze optimistisch. Im ersten Spiel trifft die TSG Calbe auf den SSV Eintracht Winningen aus der Salzlandliga.

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 07. Juli 2018


Rückblick in die Historie – 2012 – “Ice” sagt “Auf Wiedersehen”

Christian Harant hat seine Töppen frisch geputzt, heute steht er zum letzten Mal für die TSG Calbe zwischen den Pfosten. Die Landesliga-Fußballer der TSG Calbe bestreiten heute um 15 Uhr gegen den SV Grün-Weiß Potzehne das letzte Heimspiel einer schon jetzt überaus erfolgreichen Saison. Doch der ein oder andere dürfte ein wenig Wehmut verspüren, denn mit Christian Harant sagt nicht nur ein langjähriger Torhüter, sondern eine echte Identifikationsfigur der TSG adé.

Eine echte Identifikationsfigur sagt “Auf Wiedersehen”

Selbst beim wahrscheinlich vorletzten Fototermin seines Fußballerlebens überlässt Christian Harant nichts dem Zufall. “Fußballschuhe? Die muss ich erst noch putzen”, sagt er, verschwindet kurz im Badezimmer seines Hauses in Felgeleben und kommt mit gewienerten Töppen wieder heraus. “Ich habe noch nicht so oft Strafe in die Mannschafskasse für ungeputzte Schuhe abdrücken müssen.” Das soll auch bitte- schön so bleiben, wenn heute die letzten fünf Minuten in Harants Zeit als Torhüter anbrechen.

Christian Harant hat seine Töppen frisch geputzt, heute steht er zum letzten Mal für die TSG Calbe zwischen den Pfosten. | Foto: B. Richter

Kurz vor 17 Uhr werden die Kameras vor ihm noch einmal klicken, dann aber wirklich zum letzten Mal. Harant wird ein paar Hände schütteln, vielleicht ein kleines Präsent entgegennehmen, “Danke” sagen und dann war es das endgültig mit ihm und dem Leistungs- sport. Zuvor, so will es der Plan, wird der 40-Jährige in der 85. Minute des Spiels der Calbenser gegen Grün- Weiß Potzehne eingewechselt. “Wenigstens einen Ball will ich noch fangen. Ich habe schon mit unseren Abwehrspielern gesprochen.” Aber ob die Gästestürmer auch Bescheid wissen?

Nichts wäre wohl schlimmer, als wenn Harant heute noch ein Gegentor frisst. Das, was er bisher über sein halbes Leben lang gemacht hat, das Fausten, Parieren und Fangen, möge ihm doch heute noch einmal für fünf Minuten gelingen. “Schlaflos bin ich noch nicht, aber gedanklich habe ich die Partie schon einige Male durchgespielt. Am Ende kommt es ja doch anders.”

So wie damals, im August 1978. Der Siebenjährige und sein Zwillingsbruder Christoph waren eigentlich begeisterte Schwimmer. Bis ein Besuch einiger Herren die beiden und den Fußball zum ersten Mal zusammenbrachte. “Damals haben die Vereine recht offensiv an der Schule geworben. Christoph und ich haben uns das mal im Training angeschaut und dann den Sport gewechselt.” Die erste seiner beiden einzigen Stationen hieß BSG “Motor” Schönebeck, der Vorläufer des heutigen Schönebecker SV. Mit “Motor” spielte Harant in der DDR-Juniorenliga, später wurde er Hallen-Vizelandesmeister, stand 1997 im Landespokalfinale und lief einige Jahre in der Verbandsliga auf. Ehe es 1998 “mit dem Verein und dem Umfeld nicht mehr gepasst” hat, wie der Sozialversicherungsangestellte ohne jedes Naserümpfen, Brauenhochziehen oder eine Kunstpause nüchtern feststellt. Wie zum Beleg führt er jene Episode an, als die TSG Calbe Ende 1997 anfragte, Harant aber mit dem Wechsel noch bis zum Saisonende wartete. “Ich wollte die Jungs beim SSV nicht im Stich lassen.”

Gemeinsam mit Heiko Dannat und Marko Bittersmann wechselte er im Sommer 1998 von der Elbe an die Saale. Erneut folgten Jahre in Sachsen-Anhalts höchster Spielklasse und in der Landesliga, doch wenn Harant die Erlebnisse bei beiden Stationen seiner Karriere abwägt, kommt er zu folgendem Schluss: “Die Vergangen- heit ist ein Paket. Highlights gab es hier und da, das lässt sich nicht trennen.” Weil aber auch an Torhütern die Zeit nicht spurlos vorbeigeht, sollte die Saison 2011/2012 die letzte für die Nummer eins der TSG sein. So war der Stand bis zum 11. April 2011.

An jenem Montag stand gewöhnliches Mannschaftstraining an, ein kleines Erwärmungsspiel, Fünf gegen Zwei. “Ich gehe zum Ball, mache einen Ausfallschritt, das linke Bein sackt weg und es gibt einen lauten Knall.” Im ersten Moment dachte er an einen Mitspieler, der ihm in die Parade gefahren war. “Aber als ich mich umdrehe, war niemand da und ich wusste: Das war die Achillessehne.”

Seither bestritt Harant, verheiratet und Vater von drei Kindern, kein Spiel mehr für die TSG. “Ich habe die Ärzte gefragt und die meinten, es wäre möglich, dass es in ein, zwei oder drei Jahren wieder besser wird.” Aber irgendwann siegte der Schmerz im hinteren Teil des Fußes, selbst das Joggen mit dem Hund funktionierte nicht. “Und wer kasteit sich schon gern selbst?”

Harant jedenfalls nicht und so schlug er auch das Angebot als Torwarttrainer der Calbenser aus. “Dann müsste ich den Fuß belasten können, um die Übungen im Training vorzumachen, und das geht nicht. Also habe ich entschlossen, es zu lassen. Halbe Sachen mache ich nicht.” Vielleicht wird seine Familie ein Stück weit froh darüber sein, schließlich darf sie ihn nun wieder zu 100 Prozent für sich beanspruchen. “Ich bin allen dankbar, die mich unterstützt haben, aber meinen Eltern und meiner Frau besonders.”

So fällt heute Nachmittag für ihn der letzte Vorhang im Hegerstadion. Mit dem Spiel gegen die Westaltmärker schließt sich auch der Kreis zum April 2011. Am Sonnabend vor dem Trainingsunfall stand Harant die vollen 90 und nicht bloß fünf Minuten zwischen den Pfosten. “Wie es der Zufall will, hieß der Gegner damals Potzehne.”


Zum fehlenden Glück gesellt sich auch noch viel Pech

Die Spielzeit 2018/2019 lief bei der TSG Calbe gar nicht nach den Vorstellungen der Verantwortlichen. Die Saalestädter stiegen aus der Fußball-Landesliga ab. Dabei machte Trainer Christian Harant vor allem eine Sache aus, die zumindest eine Teilschuld an der Situation hatte.

Für Christian Harant war es keine einfache Saison. Nach dem Abgang von Marko Fiedler bot sich Harant, der eigentliche Torwart-Trainer des Fußball-Landesligisten TSG Calbe, als Übungsleiter an. Sein Engagement sollte nur bis zum Winter gehen, bis dahin wollte die sportliche Führung einen neuen Trainer vorstellen. Doch daraus wurde nichts. Harant blieb bis zum Saisonende und konnte den Abstieg aus der Fußball-Landesliga nicht verhindern. Doch dafür gab es einen Hauptgrund.

Es kam oft genug vor, dass Harant sich am Abend vor dem Spiel den Kopf zerbrach, wer denn in der Startaufstellung stehen wird. Meist war die Auswahl aber einfach. „Es gab keine zwei Wochen, in denen die gleiche Aufstellung auf dem Platz stand“, klagt Harant und spricht die dünne Personaldecke damit direkt an. So konnten keine Laufwege oder Abläufe einstudiert werden. „Dass es so schlimm wird, habe ich aber selbst nicht gedacht. Hinzu kamen ja auch noch die verletzten Spieler.“

An der spielerischen Qualität lag es dabei nicht. Direkt am ersten Spieltag bejubelte die TSG Calbe einen 3:1-Erfolg gegen den VfB Magdeburg-Ottersleben. Noch Tage später wurde über diesen Erfolg am Hegerstadion gesprochen. Doch die Freude währte nur kurz. Es folgten vier Niederlagen in Serie und die TSG fand sich fortan im unteren Mittelfeld der Tabelle wieder. Zu der misslichen Lage beim Personal verließ die TSG Calbe immer weiter das Glück. „In etlichen Spielen hatten wir große Chancen, doch der Ball flog an den Pfosten über drüber. So ist das, wenn man unten in der Tabelle steht. Und wenn du keine Tore schießt, dann kannst du auch nicht gewinnen. So einfach ist Fußball“, erklärt der Coach.

Weitere große Highlights gab es in den Augen von Harant nur wenige, „sonst hätten wir die Klasse gehalten“. Somit überwog an der Saale doch das Negative, denn der Abstieg konnte nicht verhindert werden. Neben diesem Aspekt schmeckten dem Übungsleiter die zum Teil hohen Niederlagen gar nicht. Dazu zählen die Spiele gegen den SV 09 Staßfurt (1:7), den MSC Preussen (1:5) und Union Heyrothsberge (1:8). Besonders die Niederlage gegen den FC Einheit Wernigerode, der am Saisonende den Aufstieg in die Verbandsliga realisierte, wurmte den Coach noch nach der Saison. „Wir waren während der Partie nicht schlechter, hatten sogar gute Möglichkeiten“, erinnert sich Harant zurück. Am Ende setzte es vor heimischen Publikum eine 0:5-Pleite.

„Wir waren in so vielen Spielen nicht schlechter“, sagt Harant, doch die Erfolge blieben aus. Vor allem die Unentschieden gegen die direkten Konkurrenten im Keller wie Niegripp (1:1) und Ottersleben (3:3) sorgten dafür, dass es am Ende nicht mehr reichte. „An der Einstellung der Mannschaft lag es auf keinen Fall“, bestätigt Harant, denn sein Team war bemüht, wollte an jedem Wochenende auf dem Platz stehen. Als Beispiel führt der Übungsleiter die Partie gegen den Blankenburger FV an. Auswärts holten die Calbenser einen Punkt, waren ab der 18. Minute allerdings nach einem Platzverweis in Unterzahl. „Nach der Saison aber etwas schön reden zu wollen, ist auch Quatsch“, schätzt der Übungsleiter realistisch ein. „Die Saison ist abgehakt.“

In der kommenden Spielzeit soll nun alles anders werden und die Köpfe wieder nach oben gehen. Harant wird dann nicht mehr an der Seitenlinie stehen, denn die TSG-Führung konnte im März einen Nachfolger finden. Marcel Würlich wird das Ruder übernehmen. Bereits seit frühester Kindheit kickt Würlich im Hegerstadion und war dabei ein wichtiger Bestandteil einer der wohl erfolgreichsten Nachwuchs-Jahrgänge im Calbenser Fußball. Ein Mann mit „Stallgeruch“, der die TSG Calbe wieder in höhere Klassen bringen soll.

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 04. Juli 2019


„Es ist jetzt natürlich utopisch“

Dass sie gegen den Abstieg kämpfen würden, war vom Saisonbeginn an klar. Nun – zwei Spieltage vor dem Ende der Spielzeit – scheint der Gang in die Landesklasse für die TSG Calbe unabwendbar.

Ganz aufgegeben hat Trainer Christian Harant den Klassenerhalt in der Fußball-Landesliga für seine TSG Calbe nach dem 28. Spieltag noch nicht: „Theoretisch ist es noch möglich“, sagt Harant mit Blick auf den Fünf-Punkte-Rückstand zum ersten Nichtabstiegsplatz. Bei nur noch zwei ausstehenden Spielen ist der TSG-Coach aber auch Realist genug, um zu erkennen, dass die Chance auf den Klassenerhalt durch die 1:7-Pleite gegen Staßfurt am zurückliegenden Sonnabend in den Promillebereich gesunken ist. „Es ist jetzt natürlich utopisch. Wir brauchen schon ein riesiges Wunder, wenn wir uns noch retten wollen“, meint Calbes Übungsleiter.

Dabei würde Harant seinem Nachfolger Marcel Würlich am Ende der Saison zu gerne eine Landesliga-Mannschaft übergeben. Doch Neu-Coach Würlich wird wohl in der Landesklasse an der Seitenlinie stehen müssen.

Theoretisch sind aktuell noch drei Mannschaften in den Abstiegskampf der Landesliga-Nordstaffel verwickelt. Die Calbenser (Platz 14 / 21 Punkte / Tordifferenz -46) haben dabei die schlechtesten Karten. Die SG Blau-Weiß Niegripp (Platz 13 / 26 Punkte / Tordifferenz -20) und der VfB Ottersleben (Platz zwölf / 27 Punkte / Tordifferenz -31) haben deutlich bessere Chancen. Definitiv abgestiegen sind Schwarz-Gelb Bernburg und auch der Burger BC.

Fünf Zähler Rückstand und das schlechtere Torverhältnis gegenüber der Konkurrenz. Das macht den TSG-Kickern wenig Hoffnung. Und auch das Restprogramm spricht nicht wirklich für Calbe. Es geht noch gegen Gardelegen und dann auswärts zum Burger BC. Die Niegripper treffen indes auf Schlusslicht Bernburg und auswärts auf Gardelegen, während Ottersleben beim MSC Preussen und gegen Staßfurt antreten muss. Calbe braucht also wirklich ein Wunder.

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 21. Mai 2019


Fragen an das Trainerteam der Ersten

Mit Beginn der neuen Saison 2018/19 in der Landesliga Nord hat sich an der Seitenlinie einiges verändert, obwohl die Personen in der verantwortlichen Positionen keine Unbekannten sind. Das Trainerteam um Christian Harant stellt sich verschiedenen Fragen:

Welche Erfahrungen haben Ihr und eure Mannschaft aus der abgelaufenen Spielzeit mitgenommen?

Trainerteam: Als Team kann man auch gegen vermeintlich stärkere Mannschaften mithalten, wenn alle zusammenhalten und alles geben.

Ihr habt beide unter dem scheidenden Trainer Marko Fiedler bereits Verantwortung im Trainerteam übernommen, wie habt Ihr die anstehenden Aufgaben untereinander neu verteilt?

Trainerteam: Christian Harant wird sicherlich verstärkt die Trainingsarbeit durchführen, Detlef Sobczak wird sich insbesondere um das viele Organisatorische kümmern. Mit der Hilfe von Maik Hoffmann und Keven Harms als Co-Trainer kommt natürlich ergänzend in allen Bereichen jede Menge Unterstützung dazu. Wobei das Entscheidene die Teamarbeit von uns gemeinsam sein wird.

Das Trainerteam der Landesligakicker der TSG Calbe: Christian Harant, Keven Harms, Detlef Sobczak und Maik Hoffmann. | Foto: Verein

Das Trainerteam der Landesligakicker der TSG Calbe: Christian Harant, Keven Harms, Detlef Sobczak und Maik Hoffmann. | Foto: Verein

Werdet Ihr den eingeschlagenen Weg weitergehen oder gibt es Neuerungen in der Trainingsarbeit rund um das Landesligateam?

Trainerteam: Im Großen und Ganzen wird sich nicht viel ändern.

Dein Team ist im Großen und Ganzen zusammengeblieben. Das spricht für eine gewisse Konstanz. Was erwartet Ihr von den Neuzugängen?

Trainerteam: Das wird sich erst noch zeigen.

Wer zählt zu den Leistungsträgern im Team, wer zu den Hoffnungsträgern?

Trainerteam:. Auf alle Fälle sind die älteren und erfahrenden Spieler wichtig, aber natürlich müssen sich auch die Jüngeren voll mit einbringen. Wir müssen eben als Mannschaft noch enger zusammenrücken und die Verantwotung auf möglichst viele Schultern verteilen.

Wie zufrieden seid Ihr mit dem Verlauf der Vorbereitung? Gibt es einen “Gewinner der Vorbereitung”?

Trainerteam: Bisher lässt sich das noch nicht abschließend beantworten, warten wir mal die ersten Pflichtspiele ab.

Wer zählt zu den Favoriten auf den Aufstieg in die Verbandsliga, wer muss gegen den Abstieg kämpfen?

Trainerteam: MSC Preußen Magdeburg, VfB Ottersleben und SV 09 Staßfurt werden sicherlich ganz oben mitspielen. Bei den Absteigern ist in der Landesliga Nord alles möglich, da kann jeder mal stolpern, hoffentlich nicht wir.

Welche Zielsetzung habt Ihr mit der Mannschaft? Welche Zielsetzung hat sich ggf. die Mannschaft selbst gesetzt?

Trainerteam: Wir wollen natürlich möglichst frühzeitig mit dem Abstieg nichts zu tun haben und uns sicher im Mittelfeld etablieren.