Rückblick in die Historie – 2008 – Philipp Müller

Fußballer Philipp Müller von der TSG Calbe über sein Idol und Träume – „Bin kein Träumer, sondern Realist“

Philipp Müller wechselte zum Beginn der vergangenen Saison 2008/2009 vom damaligen Absteiger aus der Fußball-Landesklasse, BSV 79 Magdeburg, zum Landesligisten TSG Calbe. Dort fühlt sich der 22-jährige BWL-Student wohl. Volksstimme-Mitarbeiterin Sandra Arm sprach mit ihm über Shootingstar Thomas Müller und darüber, dass Fußball nicht alles im Leben ist.

Volksstimme: Herr Müller, was sagt Ihnen der Name Thomas Müller?

Philipp Müller: Er ist ein Spieler beim Bundesligisten Bayern München. Er war im vergangenen Jahr noch Amateur und spielt jetzt sein erstes Jahr in der Profimannschaft. Es macht unheimlich Spaß, ihm zuzuschauen. Da ich Bayern-Fan bin, freue ich mich über junge Spieler, die ambitioniert sind, die sich voll reinhängen und eine Chance vom Trainer bekommen.

Volksstimme: Haben Sie einen Lieblingsspieler, den sie bewundern?

Müller: Ja, absolut – Mehmet Scholl. Er war immer mein Idol. Das wird immer so bleiben. Immer wenn ich an ihn denke, bekomme ich eine Gänsehaut. Ich mag ihn, weil er eine kesse Art an sich hat, die ich in mir wieder sehe, und er hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.

Volksstimme: Was zeichnet Sie aus?

Müller: Ich bin sehr ambitioniert, zweikampfstark, lauffreudig und willensstark. Ich kann mich mental auf das Spiel fokussieren, auch wenn ich nicht die beste Technik und Anlage besitze. Ich bin eher der Kämpfertyp, der viel für die Mannschaft läuft, den Mann ausspielt und das entscheidende Tor schießt.

Volksstimme: Was bedeutet für Sie Fußball?

Müller: Fußball bedeutet für mich sehr viel. Ich fiebere auf jeden Sonnabend hin und freue mich auf jedes Training. Ich spiele seit 16 Jahren Fußball und könnte mir mein Leben auch nicht mehr ohne vorstellen. Studium und Freunde sind aber wichtiger.

Volksstimme: Welche Position übernehmen Sie innerhalb der Mannschaft?

Müller: Ich bin als zentraler Mittelfeldspieler nach Calbe gekommen. Durch einen Engpass auf der rechten Verteidigerseite schulte mich der damalige Trainer Christian Kehr um. Ich habe mich daran gewöhnt, aber ich sehe mich eher zentral als Abräumer. In der Partie gegen Staßfurt habe ich auf dieser Position das erste Mal eine Chance bekommen. Ich denke, ich habe es ganz gut gemeistert.

Volksstimme: Was hat sie bewogen, zur TSG zu wechseln?

Müller: Ich bekam 2007 schon ein Angebot. Damals bin ich mit meinem alten Verein, dem BSV 79 Magdeburg, in die Landesklasse aufgestiegen. Zudem war ich Kapitän. Da konnte ich nicht gehen. Wir sind aber gleich wieder abgestiegen. Dann kam das erneute Angebot aus Calbe. Da ich noch nie in so einer hohen Klasse gespielt habe und mich beweisen wollte, habe ich es angenommen. Es war richtig. Ich habe es nie bereut.

Volksstimme: Der Saisonstart verlief nicht optimal. Welche Gründe gibt es dafür?

Müller: Es ging gar nicht so schlecht los. Aus den ersten beiden Spielen haben wir vier Punkte geholt. Danach ging es langsam bergab. Vielleicht sind wir nicht abgezockt genug. Die Einstellung zum Spiel war noch nicht so, wie sie eigentlich sein muss. Jeder sollte sich für den anderen zerreißen. Wenn das kommt, dann sind wir eine der Mannschaften, die schwer zu schlagen ist. Es fehlt zudem an mannschaftlicher Geschlossenheit. Auch die Chancenverwertung war in einigen Spielen katastrophal. Mit Maik Hoffmann und Sven Noak fehlen zwei wichtige Stützen. Mit Christian Harant und Alexander Menz stehen nur zwei erfahrene Spieler auf dem Platz. Vor allem in den Schaltzentralen fehlt ein weiterer. Ich bin aber völlig zuversichtlich, dass sich das bessern wird, weil die Mannschaft ein großes Potenzial hat.

Volksstimme: Was hat sich die TSG gegen TuS Schwarz-Weiß Bismark vorgenommen?

Müller: Die Tendenz nach dem Spiel gegen Staßfurt zeigt ganz klar nach oben. Im Spiel gegen Thale haben wir uns vor unseren eigenen Fans desolat präsentiert und müssen uns bei ihnen für diese Leistung entschuldigen. Ich denke, dass wir gerade in puncto Kampf und Einsatzbereitschaft gegen Staßfurt gezeigt haben, wo es lang geht. Mit ein bisschen Glück hätten wir einen Punkt oder sogar den Sieg holen können. Am Wochenende sollten wir an diese Leistung anknüpfen. Vielleicht ist mit ein bisschen mehr Engagement ein Dreier drin.

Volksstimme: Gibt es einen Traum, den Sie sich gern noch erfüllen möchten?

Müller: Ich bin eigentlich kein Träumer, sondern Realist. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Dann könnten wir irgendwann um den Aufstieg in die Verbandsliga mitspielen. Im Pokal gegen den Regionalligisten 1. FC Magdeburg zu gewinnen, ist natürlich ein Traum (lacht). Aber ich glaube, das ist unrealistisch, selbst wenn wir Chancen haben ein Tor zu schießen. Persönlich wünsche ich mir, mein Studium zu beenden und eine vernünftige Anstellung zu bekommen.

Volksstimme: Fehlt es der Mannschaft an Typen, die Lockerheit reinbringen?

Müller: Nein, eher im Gegenteil. Ich denke, dass wir vielleicht zu locker sind. Die Fokussiertheit auf den Punkt, wenn das Spiel losgeht, die fehlt so ein bisschen.

Volksstimme: Welchen Eindruck haben Sie von Detlef Drachenberg?

Müller: Der Trainer ist ein super Typ. Ich freue mich auf jedes Training mit ihm, weil er locker und kein Schleifer ist. Wir sind eine Horde junger Spieler. Er hat es nicht einfach mit uns. Das Erbe von Christian Kehr war kein leichtes. Damals war Calbe Tabellenführer. Drachenberg ist in einer schwierigen Situation gekommen, Leistungsträger sind ausgefallen. Er kannte die Mannschaft nicht richtig. Intern hört man nie ein negatives Wort über den Trainer. Im Endeffekt spielen wir. Wir müssen unsere Leistung bringen. Wir stehen alle zu und hinter ihm.

Quelle: Volksstimme Schönebeck von Sandra Arm


Auch gegen Fortuna ohne Punkte

Ein komisches Gefühl sei es für Philipp Müller schon gewesen, plötzlich als Gegner wieder ins Hegerstadion zurückzukehren. “Ich habe mich vor dem Spiel damit beschäftigt”, gestand der 26-Jährige am Sonnabend ein. Mittlerweile fühle er sich aber bei seinem neuen Verein, dem SV Fortuna Magdeburg, aber sportlich zuhause – weshalb es ihm dann für seinen vormaligen Heimatclub, die TSG Calbe, nicht leid tat, dass er im Duell der beiden Fußball-Landesligisten drei wichtige Punkte entführte, die beiden Teams sehr weitergeholfen hätten. So aber ist nach dem 0:1 (0:1) vom Sonnabend Ernüchterung an der Saale eingekehrt. “Nach drei Spieltagen will ich noch nicht von einem Scheideweg sprechen, vor dem wir stehen. Was wir aber klar erkennen müssen, ist, dass wir derzeit hinten dran sind und keinen guten Fußball spielen”, bekannte TSG-Trainer Thomas Sauer nach Spielschluss.

Vielleicht hätte es seinen Spielern weitergeholfen, sich ein Beispiel am ehemaligen Kapitän Müller zu nehmen. “Keine hämischen SMS” wollte er sich von den Ex-Mitspielern schicken lassen und daher “unbedingt gewinnen”. Zwar war der unbedingte Wille auch den Gastgebern nicht abzusprechen, doch die passenden Möglichkeiten, um den ersten Saisonsieg einzufahren fanden sie nicht – obwohl es einen klaren Schlachtplan gab, wie Sauer enthüllte: “Wir sprechen bestimmte Dinge an. Dazu zählt, auf gewisse Spieler keine langen Bälle zu schlagen. Aber dann spielen wir doch unseren Stiefel runter, stellen uns nicht auf den Gegner ein.” Zwar bezog sich die Aussage vornehmlich auf die sicheren Fortuna-Verteidiger wie Philipp Jakuszeit, für die Calbenser “Langholz” kaum eine Gefahr darstellte, doch eingestellt hatten sich die TSG-Spieler auch nicht auf Stefan Mensch, der nach 16 Minuten für das 1:0 aus Sicht der Gäste sorgte. Nach einigen Umstellungen fanden die Platzherren jedoch besser in die Partie. Spielerische Glanzpunkte oder Chancen blieben aber Mangelware.

Erste_volksstimme_Sebastian Zapke (3)

Sebastian Zapke (l.) und der TSG Calbe blieb vor allem im ersten Abschnitt nur die Rolle als Beobachter. | Foto: Björn Richter

Dies änderte sich nach der Pause. Zumindest trat Calbe offensiver auf, nahm im Mittelfeld viele Zweikämpfe an und erspielte sich gute Gelegenheiten wie etwa durch Tobias Plantikow, der drei Gegenspieler stehen ließ, vor dem Tor aber verzog (50.). Die Unzufriedenheit verteilte sich nun zumindest auf beide Seiten. Auch Sauers Gegenüber, Dirk Hannemann, wirkte nicht glücklich – erst recht nicht, als Tobias Ginter nach fragwürdiger Gelb-Roter Karte vorzeitig vom Platz musste (79.). Dass die Fortunen trotz Unterzahl den knappen Sieg retteten, lag daran, dass der zum Mittelstürmer umfunktionierte Sebastian Jakobs die größte Calbenser Chance des Spiels vergab. Nach Eingabe von Sebastian Schröder trat er kurz vor der Torlinie in den Staub (90.+2). “Ein Unentschieden wäre wohl gerecht gewesen”, mutmaßte Sauer mit Blick auf die zweite Hälfte.

TSG Calbe: Pingel – Birnbaum (73. Spengler), Noack, Zapke, Harms, Jakobs, Plantikow, Bergholz (19. Würlich), Voigt (89. Schröder), F. Schmidt, Berner

Fortuna Magdeburg: Stauch – Kolodziej, Jakuszeit, Wöge, Müller (86. Schönijan), Wichmann (90. Heinrich), Mensch, Spieler (82. Kreibe), Ginter, Müller, Nützel

Tor: Stefan Mensch (16.)

Schiedsrichter: Martin Beutel, Maximilian Löbel, Volker Lauer

Zuschauer: 48

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 02. September 2013


Philipp Müller verlässt das Landesligateam

Die TSG verlor den verlängerten Arm ihres Trainers. Volksstimme-Mitarbeiter Tino Schönberg blickte mit Kapitän Philipp Müller noch einmal auf die vergangene Saison zurück.

Volksstimme: Herr Müller, wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?

Philipp Müller: Die Serie lässt sich ja ganz gut an den Ergebnissen ableiten und zeigt deutlich eine Inkonstanz. Guten Spielen folgten eben genauso einige schlechte Partien.

Volksstimme: Worin sehen Sie den Auslöser?

Müller: Ich denke, dass wir eine sehr talentierte Mannschaft hatten, in der viel Potenzial vorhanden war und ist. Leider konnten wir das nicht über einen längeren Zeitraum abrufen, um in der Tabelle wirklich oben anzugreifen. Letztlich kann es dann auch so wie bei uns kommen, dass man plötzlich gegen den Abstieg spielen muss.

Volksstimme: War das auch ein Grund für den Tapetenwechsel zur neuen Spielzeit?

Müller: Sicherlich auch. Trotzdem war ich gern bei der TSG und habe die fünf Jahre in Calbe sehr genossen.

Erste_fna_Philip Müller

Philipp Müller wird zukünftig nicht mehr im TSG-Trikot auflaufen | Foto: Frank Nahrstedt

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 13. Juli 2013


Der Abschied schmeckt total süß

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen trafen die TSG Calbe und der Schönebecker SV aufeinander, zum zweiten Mal gab es einen deutlichen Sieg für die Saalestädter. Gestern Abend bezwangen sie die „Roten“ in Kleinmühlingen vor 152 Zuschauern mit 7:1 (3:0). Mann des Abends war Tobias Plantikow, der vier Treffer erzielte.

Philipp Müller mochte den Platz auch Minuten nach dem Abpfiff noch nicht verlassen, stand lange an der Seite und unterhielt sich mit Freunden. Für den defensiven Mittelfeldakteur war es das letzte Spiel im Dress der TSG, er wird den Verein nach fünf Jahren nun verlassen. „Vor allem menschlich ist es ein herber Verlust für uns“, betonte Trainer Thomas Sauer. Müller läuft in der kommenden Saison womöglich für den Ligakonkurrenten Fortuna Magdeburg auf. „Es steht aber noch nicht zu 100 Prozent fest“, betonte der Kapitän. Der Abschied, bei dem „ein bisschen Wehmut dabei ist, aber auch die Freude auf die neue Herausforderung“, so der Magdeburger, schmeckte ihm gestern Abend total süß.

Erste_volksstimme_Florian Schmidt

Lauffreudiger, einsatzfreudiger, spielfreudiger. Die Calbenser kauften den Schönebeckern über weite Strecken der Partie den Schneid ab, in
dieser Szene klärt Florian Schmidt. | Foto: Frank Nahrstedt

Mit viel Lauffreude und energischem Zweikampfverhalten dominierte die TSG in der ersten Halbzeit, weil der SSV in der Defensive eklatante Schwächen zeigte. Nach diagonalen Pässen an oder in den Strafraum offenbarte die Innenverteidigung große Defizite, war viel zu weit vom Gegner. Stefan Dudziak hatte Plantikow mehrfach aus den Augen verloren, lief nur hinterher. Der bedankte sich vor der Pause mit Treffern zum 2:0 (9.) nach Pass von Alexander Voigt und zum 3:0 (33.) nach Pass von Sascha Bergholz. Zuvor hatte August Schultz die 1:0-Führung (5.) nach einem Konter erzielt. „Es waren die gleichen Fehler wie im Hinspiel, obwohl ich genau darauf hingewiesen hatte“, sagte Trainer Marko Fiedler. Dabei waren seine Schützlinge in der Offensive durchaus gleichwertig, „wenn wir die Pässe direkt gespielt haben“. Deshalb warnte Sauer sein Team auch in der Halbzeitpause.„Wir führen nur mit 3:0, weil wir unsere Chancen konsequent genutzt haben.“

Auch nach dem Wechsel waren die Schnelligkeitsvorteile der Calbenser durch Schultz, Plantikow oder Bergholz offensichtlich, wenngleich der frühe Treffer von Steven Gondeck (50.) nach Vorarbeit von Daniel Tobisch sowie der Pfostenschuss von Denis Neumann (64.) noch einmal Hoffnung aufkommen ließ. Doch die Antwort der TSG kam prompt. Wiederum nutzt das Team ein Missverständnis in der Defensive, indem Keven Harms mit einem Pass in die Tiefe Plantikow freispielte – 4:1 (52.). In der Folge war der SSV bemüht, belohnte sich aber nach Ballgewinnen nicht. Entweder schaltete das Team zu langsam um, so dass sich Calbe in Ruhe positionieren konnte, oder es lief sich an der Außenlinie fest, weil die Unterstützung für den Ballführenden zu spät kam. Und die TSG spielte, was sie am besten konnte – Konter. „Wir wussten, dass wir Schnelligkeitsvorteile haben“, sagte Sauer. Bergholz markierte mit einem Schlenzer, bei dem der Ball gerade so zwischen Querlatte und Keeper Philipp Beier hindurchpasste, das 5:1 (68.), Plantikow vollendete den schnellen Angriff über die rechte Seite zum 7:1-Endstand (74.). Zuvor hatte Marcel Würlich einen Eckball von Bergholz zum 6:1 geköpft (70.).

Für beide Mannschaften ist die Saison nun vorbei. Der SSV hat am Sonnabend noch einen Mannschaftsabend, dann wird sich das Gesicht des Teams womöglich verändern. Bei der TSG ruht der Ball bis Anfang Juli, bevor es zur Vorbereitung ins Trainingslager in Osterburg geht. Bis auf Philipp Müller „bleibt die Mannschaft so zusammen“, freute sich Sauer.

TSG Calbe: Stephan Pingel – Alexander Voigt, Florian Schmidt (65. Marcel Würlich), Sebastian Zapke, Sven Noack, Keven Harms, Philipp Müller, Sascha Bergholz (74. Sebastian Schröder), August Schultz, Stephan Birnbaum (81. Steven Jedlitschka), Tobias Plantikow

Schönebecker SV: Beier – Keller, Schuller, Kühn, Tobisch, Neumann, Rhode, Dudziak, Sommer (81. Kubos), Gondeck, Wagner

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 13. Juni 2013