Gegen nur zehn Spieler vom SV Förderstedt bestimmte der Gast aus Calbe in der ersten Hälfte das Spielgeschehen und legte den Grundstein für den klaren und nie gefährdeten 4:0-Sieg.
Er saß da. Allein und verlassen. Wie der letzte Mohikaner. Marko Ulbrich, Coach des SV Förderstedt, war der Einzige weit und breit bei der Trainerkabine. Bei der TSG Calbe, dem Gast in der Landesliga-Partie am Sonnabend, herrschte dagegen buntes Treiben. Aber auf Förderstedter Seite war der Coach einsam. Er übernahm alle Aufgaben, behandelte sogar die Spieler. Nur das Ergebnis auf der Anzeigetafel, das änderte er nicht. Und das hätte ihm auch nicht lang Spaß bereitet. Denn das Kreisderby ging klar mit 4:0 (3:0) an die Gäste.
Und dabei fehlte es den Gastgebern nicht nur an Wechselspielern, das Schlusslicht bekam nicht einmal die erste Elf voll. Mit einem Spieler weniger wurde die Aussicht auf Punkte gegen eines der Topteams der Liga entsprechend noch geringer. Da gab es auch Anerkennung von der Gegenseite in Person von Trainer Marko Fiedler: „Respekt, dass Förderstedt trotzdem angetreten ist.“ Und trotz der Pleite fand auch Ulbrich lobende Worte: „Wir haben uns mit zehn Spielern in der ersten Hälfte gut verkauft. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“ Denn die meisten Vorgaben des Trainers hat die dezimierte Truppe umgesetzt. „Wir haben Calbe das Leben schwer gemacht und gut dagegengehalten.“
So war die Unterzahl in den ersten zehn Minuten kaum zu erkennen. Erst mit einem Standard, Enrico Palm knallte das Leder mit einem Flachschuss aus fast 30 Metern in die Maschen, kamen die Gäste zur 1:0-Führung (11.). Doch diese gab der TSG nochmal einiges an Aufwind. Nur eine Minute später hatte Maik Adrian eine gute Gelegenheit, nach 22 Minuten setzte Florian Schmidt einen Schuss knapp vorbei.
Die Förderstedter konzentrierten sich auf das Verteidigen und konnten bis auf einen Freistoß von Michael Buschke, der knapp am Gehäuse vorbei flatterte (25.), kaum für Entlastung sorgen. Vor den beiden Viererketten war Necirvan Isa als einziger Stürmer auf sich allein gestellt. „Es ist gefährlich, kann den Ball gut halten. Aber wir haben ihn gut aus dem Spiel genommen“, lobte Fiedler. Und so erhöhten die Calbenser mit einem fein säuberlich ausgespielten Konter durch Adrian auf 2:0 (27.).
Die Gäste spielten geduldig, warteten immer wieder auf Lücken, die sich auch boten. Wie vor dem 3:0. Linksverteidiger Palm, einer der Aktivposten im TSG-Spiel, legte ab für Christian Baartz. Nachdem dessen Schuss zunächst noch geblockt wurde, nahm Lucas Dübecke den Abpraller direkt und besorgte gegen seinen Ex-Club das 3:0 (38.). Und Fiedler? Der war zufrieden, keine Frage. Schon wenige Sekunden später posaunte er aber: „Los Jungs, weiter Gas geben.“ Doch auch, wenn die Gäste kein Tor nachlegten, mit dem 3:0 zur Halbzeit war das Spiel gelaufen.
Für die zweite Halbzeit gab es auf Seiten des SVF dann eine positive Nachricht. Maik Teutloff, der später kam, wärmte sich auf und kam für die zweiten 45 Minuten in die Partie. Und diese waren deutlich ausgeglichener. Nach einem Pass von Necirvan Isa auf seinen Bruder Hogir hatten die Gastgeber auch die erste Chance auf dem Spiel heraus (48.). Dass es dann ausgeglichener zuging, lag nicht nur am personellen Gleichstand. Die Calbenser schalteten auch einige Gänge zurück. Wenn sie dann jedoch mal vor dem Tor auftauchten, vergaben sie ihre Chancen fahrlässig. Egal ob Baartz (62.), Schmidt (66.) oder Adrian (70.) – der Kasten von Marco Janich wirkte wie zugenagelt. Erst „Rocco“ Palm konnte diesen Torfluch in Hälfte zwei brechen und netzte zehn Minuten vor dem Schlusspfiff zum zweiten Mal einen Freistoß direkt ein.
Ulbrich, der mit seinem Team den nächsten großen Schritt in Richtung Abstieg in die Landesklasse machten, blieb als Fazit nach dem 0:4 nur über: „Es war ein verdienter Sieg für Calbe.“ Das sah auch Fiedler so: „Wir haben zwar nicht alles konsequent zu Ende gespielt, aber danach fragt hinterher keiner mehr. Wichtig waren die drei Punkte und, dass wir zu Null gespielt haben.“ Besonders angetan war der Coach von der Moral seines Teams. Denn als klarer Favorit in Überzahl eine so engagierte Leistung zu bieten, ist nicht selbstverständlich. „Die Einstellung war sehr gut. Es war ein Sieg des Willens.“
SV Förderstedt: Janich – Arms, Teutloff, Früchtel, Conrad, Böttger, N. Isa, Apelt, H. Isa, Buschke, Herrler
TSG Calbe: Schulz – Harms, Schmidt, Balzer, Adrian, Baartz (73. Michaelis), Hellige (82. Richter), Gernat, Palm, Dübecke (73. Denisenko), Weber
Tore: 0:1 Enrico Palm (11.), 0:2 Maik Adrian (27.), 0:3 Lucas Dübecke (38.), 0:4 Enrico Palm (80.)
Schiedsrichter: Christian Naujoks (SSV Besiegdas Magdeburg)
Zuschauer: 45
Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 09. April 2018