Vorallem fehlt ein Leitwolf

4. September 2013

Beim Versuch, korrigierend einzuwirken, hätten Dirk Hannemann und Thomas Sauer kaum gegensätzlichere Wege gehen können. Beide Trainer der Fußball-Landesligisten vom SV Fortuna Magdeburg und der TSG Calbe sahen am Sonnabend reichlich Verbesserungsbedarf, Sauer bei der 0:1 (0:1)-Niederlage seiner Elf sicher noch etwas mehr. Während Hannemann auf lautstarke Vokaldehnung setzte – immer wieder “Ballbesiiiiitz” forderte -, fiel sein Gegenüber auf Calbenser Seite durch Originalität und Humor auf. “Schlaftabletten-Fußball”, war nur eine von vielen markigen Einsteuungen.

Dabei ist den Heger-Kickern nach drei Spieltagen alles andere als nach Lachen zumute. Einen mageren Zähler, beim 0:0 gegen Einheit Wernigerode, zog die TSG bisher aus der Spielzeit – zu wenig wie auch der Trainer befindet: “Wir müssen langsam den Schalter umlegen”, fordert Sauer. Dass besagter Handgriff jedoch nicht weniger erfordert als eine vollständige Kehrtwende, ist auch ihm klar.

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Kapitän Keven Harms (l.) gelang es bisher noch nicht, seine Teamkollegen mitzureißen. | Foto: Björn Richter

Augenscheinlich waren in den drei ersten Saisonpartien nämlich ganz grundlegende Probleme. Das größte: “Wir bekommen kaum eine spielerische Linie hinein.” Allzu oft wirkte der Aufbau unstrukturiert, Angriffe wenig durchdacht und die Konterstärke schneller Spieler wie Tobias Plantikow kam selten zum Tragen, da viele Bälle planlos in die gegnerische Hälfte geschlagen wurden. Während die Defensive weitgehend einen guten Job verrichtete und sicher stand, rieb sich die Offensive allzu oft unnötig auf, ging viele Wege umsonst.

Was nach einem Mangel an Kreativspielern klingt, ist laut Sauer vor allem fehlendem Zutrauen geschuldet: “Ich sehe derzeit keinen, der selbstbewusst das Spiel an sich reißt. Es zeigen zu wenige Charakter.” Gelegenheiten, diesen unter Beweis stellen, gab es jedenfalls genug. So verbuchte die TSG bisher noch keine eigene Führung, konnte auch frühe Rückstände wie zuletzt gegen den SV Fortuna nach einer Viertelstunde nicht umbiegen.

Für den Trainer wirkt sich das Fehlen eines echten “Leitwolfs” auf dem Platz vor allem in zunehmender Frustration aus. “Wir spielen eine gute Vorbereitung, trainieren unter der Woche sehr intensiv und üben vieles ein. Doch nur wenige Sachen werden dann im Spiel umgesetzt. Das ist von der Seitenlinie aus traurig zu sehen. Man gerät ins Grübeln.”

Doch immerhin: Unerklärlich scheint der TSG-Fehlstart in die neue Saison aus genannten Gründen nicht. Die Ansatzpunkte sind konkret. Sauer: “Wir wissen, wo die Probleme liegen.” Ob und wie es allerdings gelingt, diese in den Griff zu bekommen, muss sich erst noch zeigen.


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