Gewonnener statt verlorener Punkt

2. October 2017

Nach zuvor acht Siegen in Folge kommt Calbe gegen Lieblingsgegner Ilsenburg nicht über ein 0:0 hinaus. Trotzdem war es eher ein gewonnener als zwei verlorene Punkte für die Saalestädter.

Detlef Sobczak bat um einen Moment des Innehaltens. So direkt nach dem Spiel war der Mannschaftsbetreuer der Landesliga-Fußballer der TSG Calbe dann doch viel zu aufgewühlt. „Das ist sehr emotional. Ich muss erstmal zur Mannschaft.“ Gesagt, getan. Nach dem 0:0 der Calbenser am Sonnabend zu Hause gegen Grün-Weiß Ilsenburg war der analytische Kreis direkt nach der Partie fast wichtiger denn je. Arm in Arm standen die Saalestädter, das Trainerteam um Marko Fiedler versuchte die aufgehitzten Gemüter zu beruhigen. Das dauerte ein paar Minuten. Es steckte ja doch auch viel Positives in diesem Punkt.

Es fielen zwar keine Tore. Aber Unterhaltung bot die Partie den 74 Zuschauern allemal. Und keiner konnte den Gastgebern vorwerfen, dass sie nicht alles probiert hätten. „Es gibt keine Trauerstimmung“, konnte Sobczak dann doch noch sachlich berichten. „Wir haben es versucht. Und wir haben nicht verloren.“ Schon in der ersten Halbzeit hatte Calbe mehr Spielanteile, richtig hitzig wurde es ab Mitte der zweiten Hälfte. In einem offenen Schlagabtausch überboten sich beide Teams gegenseitig mit vergebenen Chancen. Erst setzte Christian Baartz einen schönen Schlenzer von links knapp neben das Tor (66.), kurz danach vergab Matthias Buszkowiak einen Kopfball aus wenigen Metern nach einer Ecke (68.).

Zwar riss die Serie der TSG gegen Ilsenburg (Calbe hatte vorher achtmal in Folge gegen die Harzer gewonnen), aber die Gäste zeigten eindrucksvoll, dass sie sehr unangenehm zu bespielen waren. Gerade bei fahrlässigen Ballverlusten der Calbenser schalteten die Grün-Weißen blitzschnell um. So musste Keeper Benjamin Richter in der 69. Minute großartig parieren. „Da müssen wir uns auch beim Torwart bedanken“, meinte Sobczak. Er hielt Calbe im Spiel.

Den nächsten Aufreger gab es in der 73. Minute. Nach einem Schlag ins Gesicht von Enrico Palm wurde der Ilsenburger Chris Heimlich mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Die Überzahl merkte man der TSG aber nicht immer an. So gab es in der 78. Minute eine große Chance durch Rodrigo Tschiedel do Prado. Das Netz wackelte, der Ball ging aber drüber. Die größte Gelegenheit hatte Ilsenburg aber in Minute 84. Nach einem erneuten Ballverlust marschierte do Prado allein auf das Tor von Richter zu. Der machte sich aber groß, die Ecken zu und klärte. Ja, Calbe durfte sich bei Richter bedanken, dass es noch 0:0 stand.

Besonders die Schlussphase hatte es in sich. Erst vergab Dawid Lozinski eine große Chance (90.), fast im Gegenzug setzte Calbes Thomas Hellige nach einer Ecke den Ball knapp neben das Tor. Marko Fiedler musste da schon von außen zuschauen. Der Trainer fluchte erst laut hörbar gegen den Linienrichter nach dessen vermeintlicher Fehlentscheidung, danach wurde er des Feldes verwiesen. Erst trat Fiedler gegen den Medizinkoffer, dann sprang er notgedrungen hinter die Absperrung neben der Bank.

Es war dann doch Frust dabei. Gewonnener oder zwei verlorene Punkte? Eindeutig ein gewonnener. „Man muss auch anerkennen, dass der Gegner spielstark ist“, sagte Sobczak. Für diese Erkenntnis brauchte es aber Zeit. „Alles ist in Ordnung“, versicherte er. Morgen muss Calbe dann zum Ligaprimus MSC Preussen. Vielleicht ein Spiel zur rechten Zeit. „Wir haben doch nichts zu verlieren“, sagte Sobczak. Dienstag hätte sowieso eine Einheit angestanden. „Das ist für uns also ein besseres Training.“ Da lächelte Sobczak. Fast war das emotional aufwühlende Spiel davor schon wieder vergessen.

Calbe hat zu Null gespielt. Diese Erkenntnis blieb hängen. Das gab es zuvor nur am ersten Spieltag beim 0:0 gegen den SV 09 Staßfurt. Und: Die TSG ist seit vier Spielen ungeschlagen. Das Glas ist berechtigterweise halbvoll am Heger.

Calbe: Richter – Buszkowiak, Harms, Schmidt, Dübecke, Baartz, Hellige, Voigt, Weber, Palm, Gernat

Tore: Fehlanzeige

Schiedsrichter: Daniel Feist (Magdeburg)

Zuschauer: 74

Gelb-Rot: Chris Heimlich (73.)

Quelle: Volksstimme Schönebeck vom 02. Oktober 2017


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